Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Aber alles der Reihe nach…
Am Informationsabend stellte sich heraus, dass alle am Freitag den ganzen Tag freigenommen haben. Die ursprünglich geplante Abfahrt nach dem Mittag wurde also kurzerhand auf den Morgen verlegt, mit dem Ziel am Freitag-Nachmittag bereits einen ersten Tauchgang im Mittelmeer unternehmen zu können. Gesagt getan, die Umbuchung wurde von der Tauchbasis problemlos genehmigt…
Am Freitag traf man sich dann um 08:00 Uhr im Grünfeld zum Kafi. Yvi hatte den Bus vom Skiclub Kaltbrunn organisiert und nach einem kurzen Wachmacher konnten die Privatautos entladen, umgeladen und umparkiert werden. Es dauerte ein Weilchen, bis sich Roli von seinem Auto trennen konnte, schlussendlich aber siegten Yvi’s Charme oder Überzeugungskraft oder beides und Roli gesellte sich als Fahrer zu uns. Los ging es auf die Autobahn Richtung San Bernadino. Da Ralf schon in Italien weilte und Armin aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig absagen musste, hatte jeder seinen eigenen Sitz im Bus – was die Reise natürlich sehr komfortabel gestaltete.
Das erste Highlight erwartet uns auf der Passhöhe: Schnee! Das untrügliche Zeichen, dass der Winter naht! Doch schon auf dem Weg hinab ins Tessin lachte uns die Sonne wieder entgegen. Vor der Grenze war dann der Znünihalt fällig. Ebenso nutzten wir in Chiasso die letzte Gelegenheit, den Tank nochmals bis obenhin mit (günstigem) Diesel zu füllen. Und jetzt fängt es an…
Nachdem wir die Grenze ohne weitere Verzögerung passiert hatten – schliesslich stuften wir uns selbst als Bus ein und liessen so die ganze PKW-Schlage links liegen – lag schon bald der Mailänder Autobahnring vor uns. Doch woher kommt eigentlich dieser Dieselgeruch? Wird wohl daran gelegen haben, dass Roli den Tank randvoll gemacht hat. Und vielleicht noch etwas gekleckert hat? Hm… Und warum ist es auf einmal so neblig in unserem Bus? Hm… Die Anzeigen im Armaturenbrett zeigen nichts Aussergewöhnliches an, der Motor schnurrt, wir passieren den Mailänder-Ring ohne Probleme und ohne uns zu verfahren. Yvi macht sich bemerkbar, weil wir uns ihrer Gelati-Autobahnraststätte nähern und sie sooo gerne ein Gelati hätte. Wir anderen freuen uns auf ein Bierchen oder Kafi. Doch halt! Als das Auto auf dem Parkplatz zum Stillstand kommt, steigt weisser Rauch aus dem Motor auf. Ups! Schnell ist die Haube offen und es dampft und qualmt! Aus dem gesamten Motorenraum tropft ein öliges Zeugs. Die Maschine nochmals kurz gestartet und schon spritz ein feiner Dieselstrahl knapp an Ruedis Kopf vorbei… Hoppla, eine undichte Dieselleitung. Und das Mitten in Italien, irgendwo auf einer Autobahnraststätte… Super! Nach mehrmaliger genauer Betrachtung ist der Übeltäter gefunden: Eine Verschraubung der Dieselzuleitung zu einem der Zylinder (dem Dritten, um genau zu sein!) scheint undicht zu sein. Erste eingeleitete Reparaturversuche scheitern, das Ding will einfach nicht mehr dicht werden. Ohweh, eine handfeste Panne!
Aber für solche Fälle hat man ja die TCS-, Mobi- und wie sie alle heissen Kärtchen im Sack. Doch stellte sich heraus, dass das mit einem Mietauto gar nicht so einfach ist… Schlussendlich sicherte man uns aber zu, dass eine Pannenhilfe auf dem Weg zu uns sei. Mittlerweile haben wir auf der Autobahnraststätte eine Werkstatt ausfindig gemacht und ein Mechaniker nahm sich unserem Problem an. Offenbar lag es nicht an der Verschraubung, sondern an der Leitung selbst, die ein kleines Loch hatte. Natürlich waren in dieser Werkstatt keine Ersatzteile zu erwarten… Minute um Minute vergingen, häuften sich an und nach langem Warten traf dann tatsächlich ein Abschleppwagen ein, der den Bus samt Insassen huckepack nahm und bis zur nächstgelegenen Ortschaft transportierte. Dort wurden wir auf dem Hof einer Mercedes-Vertretung abgeladen. Da standen wir nun also, noch weiter in Italien, irgendwo, ohne Ahnung, ob und wie wir überhaupt weiterkommen. Langsam wurde aber klar, dass wir den geplanten Tauchgang absagen mussten. Ralf hielt uns per SMS auf dem Laufenden, wo er gerade war. Wir beauftragten ihn, uns bei der Tauchbasis abzumelden und für Samstag eine Lösung zu suchen, damit wir doch noch auf unsere 3 Tauchgange kommen. Wenn wir denn überhaupt weiterkommen….
Unterdessen machte sich ein Mercedes-Mechaniker am Bus zu schaffen. Nach kurzer Zeit verschwand er wieder in der Werkstatt. Offensichtlich durchforstete er das Lager nach einem Ersatzteil. Und oh Wunder! Genau so ein Teil war am Lager! Mit einem Grinsen und etwas Stolz meinte der Mechaniker, dass wir ein Riesenglück hätten. Das Teil ersetze er vielleicht einmal pro Jahr und normalerweise ginge immer eine der anderen drei Leitungen zuerst kaputt… Von den anderen drei Typen Leitungen hatte er gar keine an Lager… Glück im Unglück, nennt man das! Nach kurzer Warterei war dann unser Bus wieder an der Reihe, die defekte Leitung wurde aus- und die Neue eingebaut. Wie es sich für eine Vertragswerkstatt gehört, wurde auch gleich noch Wasser und Öl kontrolliert, der Motorenraum entölt und das Lüftungssystem reichlich mit Duftstoff geimpft…
Endlich – es konnte weitergehen. Der Motor schnurrte wie eh und je, und wir nahmen unsere Fahrt mit etlichen Stunden Verspätung wieder auf. Ralf war unterdessen in St. Margherita eingetroffen und hatte die Tauchbasis über unsere Panne informiert und zusammen mit dem Leiter den Samstag geplant. No Problem. Am frühen Abend trafen dann auch wir in St. Margherita ein. Das Hotel hatten wir schnell gefunden, einen Parkplatz für unseren Bus hingegen nicht. Dummerweise brach auch genau in diesem Moment ein Gewitter mit heftigem Regen über die Region herein, sodass wir alle erst mal auf dem Weg ins Hotel geduscht wurden. Das Check-in verlief problemlos, die Reservation hatte besten geklappt. Wir verstauten unser Gepäck auf unsere Zimmer. Ich meinerseits traf noch den Basenbetreiber und klärte noch ein paar Details für den nächsten Tag, während die anderen schon mal die Hotelbar inspizierten. Als sich dann alle dort eingefunden hatten, machten wir uns auf die Gasse mit dem Ziel, etwas Feines zum Znacht zu finden… In einer kleinen Seitengasse fanden wir ein Restaurant, dessen Speisekarte uns vorzüglich schien. Wie es sich nach dem Essen gehört, genehmigten wir uns noch den einen oder anderen Grappa, mit mehr oder weniger Erfolg…
Samstag, in aller Herrgottsfrüh – einige waren noch sichtlich vom vorherigen Abend gekennzeichnet – trafen wir uns in der Lobby wieder, um gemeinsam zur Tauchbasis zu laufen und uns auf den ersten Tauchgang vorzubereiten. Leider war durch das Gewitter das Meer ziemlich aufgewühlt und wir wurden auf dem Schlauchboot ganz schön durchgeschüttelt. Die Tauchplätze vor San Fruttuoso konnten aufgrund der herrschenden Bedingungen nicht angefahren werden, darum wurde der erste Tauchplatz ganz in der Nähe von Portofino, in einer etwas geschützten Bucht, angepeilt. Nach einem kurzen Briefing tauchten wir ab, vorbei an Steilwänden, Felsblöcken, Hartkorallen. Hier und dort ein Drachenkopf oder eine Muräne und immer mal wieder eine Nacktschnecke. Alles in allem ein schöner Early-Morning-Tauchgang… Zurück im Hafen blieb uns etwas Zeit für einen kurzen Znüni, bevor es bereits wieder zum nächsten Tauchgang losging. Mittlerweile besserte sich das Wetter etwas und wir fuhren nochmals den gleichen Tauchplatz an. Die neuen Lichtverhältnisse tauchten das Gebiet in ein ganz anderes Licht. Wiederum erlebten wir einen tollen Tauchgang. Zwischen dem zweiten und dritten Tauchgang hatten wir dann etwas mehr Zeit und gönnten uns in einem Strassencafe eine feine Pizza. Unterdessen waren wir noch die einzigen auf der Tauchbasis und um das Boot zu füllen, gesellten sich noch ein paar Staff zu uns. Damit wir nicht noch einmal am gleichen Tauchplatz tauchen mussten, entschloss sich unser Guide, so nahe wie möglich an der Ecke ins Wasser zu springen und unter Wasser auf die Vorderseite zu tauchen. Da die Dämmerung mittlerweile hereingebrochen war und die aufziehenden Gewitterwolken zur Verdunkelung beitrugen, wurde es fast ein Nachttauchgang. Die Unterwasserlandschaft war aber nicht weniger interessant – im Gegenteil! Tolle Fels- und Steilwände präsentierten sich uns, hie und da trafen wir auf eine Muräne oder einen Conger-Aal, Drachenköpfe und riesige Leoparden-Schnecken entdeckten wir und sogar ein paar Zackis säumten unseren Weg. Natürlich war die Stimmung auf dem Retourweg im Boot sehr gut und dem Boot wurde nichts geschenkt und so flogen wir über die Wellen dem Hafen zu.
Die Tauchbasen-Betreiber organisierten am gleichen Abend im darüberliegenden Restaurant ein Nachtessen mit Buffet usw. und wir sagten spontan zu. Es blieb aber noch etwas Zeit um unter die Dusche zu hüpfen oder sich einen kurzen Moment hinzulegen. Das Nachtessen fand in einem angenehmen Ambiente statt, das Buffet war reichhaltig. Da der Grappa vom Vortag noch in bester Erinnerung und der Tauchtag auch nicht ohne war, brach niemand mehr eine Lanze und alle machten sich verhältnismässig früh auf den Weg ins Bett.
Am Sonntag war ein Ausflug ins mondäne Portofino geplant. Beizeiten checkten wir aus dem Hotel aus, organisierten Bustickets und genehmigten uns dann, während wir auf den Bus warteten, ein Frühstück. In Portofino angekommen reihten wir uns in die Tausenden von Touristen ein, die bootsweise wie Flüchtlinge vom grossen Kreuzfahrschiff herangekarrt wurden. Das malerische Dörfchen ist sehr klein, dafür sind die Yachten umso grösser – und auch die Preise in den Restaurants. So kostete denn ein 2 dl Coca-Cola unglaubliche 8.- Euro – ohne Steuern, versteht sich… Aber was gibt es schöneres, als direkt am Hafen zu sitzen und das neue Clubboot zu bestaunen (siehe Fotogalerie)…
Nachdem wir die letzten Euros in Portofino liegen gelassen haben, gab’s in Santa Margherita noch ein feines Gelati, bevor wir uns mit unserem Bus wieder Richtung Genua, Mailand und der Schweizer Grenze aufgemacht haben. Allen Befürchtungen zum Trotz gestaltete Sich die Heimfahrt problemlos. Sogar am Zoll wurden wir wieder auf der Busspur geduldet und konnten die Grenze ohne Stau und Probleme passieren. Kurz nach acht – sozusagen planmässig – trafen wir im Gründfeld ein und ein jeder machte sich müde und voller toller Eindrücke und Erlebnisse auf seinen Heimweg.
Ein herzlicher Dank allen, die irgendwas zu diesem tollen Weekend beigetragen haben. Sei es im organisatorischen Bereich, als Fahrer oder Mechaniker… 😉

Martin