Samstag, 23. September 2017

Eine aufgestellte Truppe traf sich frühmorgens im Grünfeld. Nachdem man das Gefühl hatte der Sommer gehe direkt in den Winter über, zeigte sich das Wetter aber just auf unseren Rheindive wieder von der freundlichen Seite. Wir packten alles möglichst kompakt in die Autos und fuhren los in Richtung Schaffhausen, wo wir bereits von Kilian und Martin vom Tauchclub Schaffhausen erwartet wurden. Nach einer kurzen Begrüssung wurden wir auf einen Rundgang durchs Clublokal eingeladen. Wir staunten nicht schlecht, was die Delphine da im Laufe der Jahre alles in den Hohlraum unter der Strassenbrücke eingebaut haben! Von solch einem Lokal können wir nur träumen…

Während unseres Rundganges trudelten immer mehr Kolleginnen und Kollegen ein, sodass schlussendlich eine stattliche Truppe bei Kafi und Gipfeli zusammensass. Gestärkt und einigermassen wach ging es an die Planung des ersten Tauchganges. Da wir vom TCJR den Rhein hauptsächlich von der Rheinau kennen – also breit, flach und strömungsarm – wurden wir von Kilian immer einem erfahrenen Flusstaucher resp. einer erfahrenen Flusstaucherin zugeteilt. Für den ersten Tauchgang wählten wir die strömungsarme Rheinseite. Das ausführliche Briefing liess uns bereits erahnen, was uns da erwartete… Um auf die andere Seite zu gelangen mussten wir allerdings kurz in die Autos hüpfen und rüberfahren.

Nach einem kurzen Fussmarsch tauchten wir in die Fluten ab – und uns wurde schnell klar dass es hier nicht wie in der Rheinau ist. Auch nicht wie in der Verzasca oder Maggia… Hier hatte es Strömung! Aber unsere erfahrenen Tauchguides wussten genau wo die Strömungsschatten liegen und wie man da hinkommt. So trieben wir dann munter im Rhein hinunter, über und durch Seegraswälder in welche die Sonne ein fantastisches Lichtspiel zauberte. Und es wimmelte und wuselte überall Fisch! Kleine Jungfisch-Schwärme verstecken sich im strömungsarmen Bereich der Seegras-Inseln. Hechte, Zahnder, Schleien und wie sie alle heissen kreuzten unseren Weg. Ich kann mich nicht erinnern irgendwo sonst in der Schweiz schon mal so viel verschiedenen Fisch auf einem Haufen gesehen zu haben! Der helle Wahnsinn… Rund 45 Minuten später lotsten unsere Kollegen uns ans Ufer, wo wir bequem aus dem Rhein aussteigen konnten. Und ein jeder hatte ein breites Grinsen auf dem Gesicht – es war einfach ein toller Tauchgang!

Im Clublokal war unterdessen der grosse Spaghetti-Topf parat und wir konnten die abgestrampleten Kalorien im Nu wieder ersetzen. Ein Kompliment an dieser Stelle an den Koch – die Sauce war super lecker!

Draussen war es mittlerweile angenehm warm und so zog es alle für den Kaffe nach draussen, wo wir auch noch etwas Sonne tanken konnten.

Für den Nachmittags-Tauchgang haben sich fast alle für die strömungsreiche Seite des Flusses entschieden. Eine kleine Gruppe wollte nochmals gemütlich Fische gucken, der Rest entschied sich für Action! Unmittelbar vor dem Clublokal befindet sich der Einstieg und etwas flussaufwärts hilft uns ein Seil, gegen die Strömung anzukämpfen. Aber schon auf den ersten Metern wird klar: Das wird streng! Auf dieser Seite des Rheins sind wir voll der Naturgewalt des Wasser ausgesetzt. Und trotzdem findet man auch dieser Seite immer wieder kleine Nischen wo das Wasser fast still steht. Wir sind dankbar über die kurzen Pausen, wo wir verschnaufen können.

Der Grossteil der Gruppe lässt sich am Ende des Seiles flussabwärts treiben, wo sie dann irgendwo – hoffentlich vor dem Rheinfall – wieder am Ufer aussteigen und zum Clublokal zurück laufen werden. Meine Wenigkeit hingegen kommt in den “Genuss” einer privaten Tour: Einmal quer unter dem Rhein hindurch auf die andere Flussseite, von dort nach einer kurzen Verschnaufpause weiter flussaufwärts wo wir auf Hecht, Aal und Co. treffen. Kilian führt mich gekonnt von Strömungsschatten zu Strömungsschatten. Dazwischen sind wir aber der puren Gewalt der Wassermassen ausgesetzt! Je nach dem wie man den Kopf in der Strömung hält wird die Maske entweder von links oder von rechts geflutet. Mit den Flossen gegen die Strömung anzupaddeln ist ein Ding der Aussichtlosigkeit. Am meisten gebraucht werden Hände und Arme, um sich irgendwo irgendwie an Stein, Felsen oder irgendwas festzuhalten und heranzuziehen. Im Grunde genommen hat das mehr mit Bergsteigen als mit Tauchen zu tun – macht aber trotzdem saumässig Spass! Nachdem wir uns ein zweites Mal unter dem Rhein hindurch “gekämpft” hatten, sind wir wieder auf das Seil gestossen. Die letzten Meter liessen auch wir uns gemütlich bis zum Ausstieg treiben. Bei dieser Gelegenheit wurde mir auch das erste Mal bewusst, dass ich im Nassanzug und trotz 16° Wassertemperatur Schweissausbrüche hatte… 🙂

Wir haben an diesem Samstag zwei komplett verschiedene – und für uns neue – Facetten des Rheins kennengelernt. Am Vormittag die atemberaubende Vielfalt von Flora und Fauna, und am Nachmittag die ungebändigte Kraft des Wassers!

Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei Kilian, Martin und allen unseren Tauchpartnern vom Tauchclub Schaffhausen bedanken! Ihr habt uns einen sensationellen Tauchtag geschenkt welcher noch lange in unseren Erinnerungen Platz finden wird!

Und eins ist sicher: Wir kommen wieder 🙂

Martin