Es ist eine ansehnliche Schar von Tauchern, Nichttauchern und Kindern, die sich an diesem trüben Samstag Nachmittag weit hinten im Glarnerland vor dem Hotel Tödi in der Tierfehd treffen. Heute wollen wir mal genau wissen, wie der Strom produziert wird, den wir jederzeit an unserer Steckdose abzapfen können.
Nach einer kurzen Instruktion (keine Herzschrittmacher, gutes Schuhwerk) werden wir auf zwei Gruppen aufgeteilt. Nach der Ausrüstung mit Sicherheitsweste, Audiosystem und Covid-Maske kann es losgehen. Wir fahren mit der Standseilbahn im Berginneren hinauf zur ersten Kaverne und befinden uns nun auf ca. 1‘700 m.ü.M. Wir werden heute vor allem das Pumpspeicherwerk Limmern anschauen. Dieses beinhaltet 4 Pumpturbinen mit je 250 MW Leistung. Mit diesen 1‘000 MW ergibt sich eine Gesamtleistung der Kraftwerke Linth-Limmern von rund 1‘520 MW. Das entspricht leistungsmässig etwa dem Kernkraftwerk Leibstadt oder dem Wasserkraftwerk Cleuson Dixence. Um diese massive Leistung zu verteilen, wurden neue 380-kV-Leitungen erstellt.
Unsere Führer erklären uns alles ganz genau und haben auf jede Frage die passende Antwort. Wir spazieren durch verschiedene Stollen und besuchen zwei separate grosse Kavernen, die aus dem Fels gesprengt wurden. Die Maschinenkaverne für die Generatoren/Pumpen ist 149.9 Meter lang, 30.6 Meter breit und hat eine Höhe von 53 Metern. Die angrenzende Transformatorenkaverne ist etwas kleiner – Länge: 131.3 m, Breite: 21.5 m und Höhe: 24.3 m. Wir dürfen alles ansehen und sind sehr beeindruckt von der Grösse der Maschinen, die zum Teil so gross sind, dass sie erst hier im Berg drinnen zusammengebaut wurden.
Interessant ist, dass das ganze Pumpspeicherwerk pro Jahr etwa gleich viel Strom produziert, wie das Werk auch wieder verbraucht. Diese grosse „Batterie“ produziert und verkauft Strom, wenn der Preis hoch ist und kauft und konsumiert billigen Strom, um Wasser wieder in den Stausee hochzupumpen. Die Preisdifferenz ergibt den Gewinn.
Die ganze Anlage kostete 2.1 Mrd. CHF und wurde nach 10jähriger Planungs- und Bauzeit im Jahr 2016/17 sukzessive in Betrieb genommen. Unsere Führer sind stolz darauf, dass das gigantische Projekt in dieser kurzen Zeit abgeschlossen werden konnte. Das ging nur, weil von Anfang an alle Beteiligten (Kanton, Gemeinde, Umweltorganisationen etc.) mit ins Boot geholt wurden. Leider gibt es trotz der hohen Sicherheitsstandards 4 Todesopfer zu beklagen. Die Gedenkstätte beim Eingang erinnert daran.
Mit vielen bleibenden Eindrücken verabschieden wir uns und machen uns auf den Heimweg. Vielleicht kommt im Sommer der eine oder andere zurück und macht eine Wanderung zu den Staumauern Limmernboden und Muttsee, die wir leider heute nicht gesehen haben (Luftseilbahn Tierfehd – Kalktrittli). Und vielleicht wird es dem einen oder anderen auch bewusst, was es alles im Hintergrund braucht, damit der Strom jederzeit den Kompressor für die Tauchflasche antreiben kann… Es lohnt sich, sich mit den nachfolgenden Links vertieft mit der Materie zu beschäftigen.
Viele Angaben über das Pumpspeicherwerk Limmern sind hier zu finden:
https://www.axpo.com/ch/de/ueber-uns/energiewissen.detail.html/energiewissen/pumpspeicherwerk-limmern.html
Und hier ein Animationsfilm über die ganze Anlage:
https://www.youtube.com/watch?v=FRg_BLjK9Mw&list=PLE14ipIttXHVjtDVO6I1h7rd952FAVRHb&index=13
Jahresabschluss Axpo:
https://www.axpo.com/ch/de/ueber-uns/investor-relations.html
Ueli Näf