27. – 28. August 2004

Pünktlich um 17:00 Uhr trafen sich drei Taucher im Grünfeld. Die Gruppe ist geschrumpft, da Urs sich in Japan mit Sushi (nicht Susi!) vergnügt und Brigitte zuhause die kranken Kinder am Pflegen ist. Aufgrund des dicht gedrängten Programms hiess es sofort losfahren und unterwegs in Kaltbrunn Yvonne aufladen. Zu viert machten wir uns dann auf den Weg ins Glarnerland. Als erstes Ziel stand Fridolin Sport in Glarus fest. Dort mussten wir unsere Steigeisen abholen. Nachdem alle ihre Steigeisen angepasst bekommen haben, hiess es schon wieder losdüsen Richtung Klöntalersee, an dessen Ende der Parkplatz der SAC-Glärnischhütte liegt. Dort hatten wir dann genügend Zeit, uns wanderfertig zu machen. Pünktlich um 18:45 traf Peter Hess, ein Skiclub-Kollege von mir und für dieses Weekend unser Bergführer, beim Parkplatz ein. Wir konnten die Rucksäcke in sein Auto verladen und mit ihm bis in die „Chäseren“ (kleines, herziges Ferienhausdörfchen) fahren. Da hörte die Strasse aber endgültig auf und wir mussten die Rucksäcke buckeln. In lockerem Tempo ging es den Berg hinauf, Meter für Meter. Die Hütte – das Ziel – sieht man schon von ganz unten und man könnte meinen, es handle sich nur um einen „Katzensprung“. Die Hütte bekommt man während des Aufstiegs immer wieder zu Gesicht, aber immer scheint sie gleich weit weg zu sein. In engen Kurven schlängelt sich der Pfad den steilen Hang hinauf. Zwischendurch gibt’s eine kleine einfache Kletterpartie. Unterdessen lag der Hang schon im Schatten, nur die uns umgebenden Berggipfel waren noch von der untergehenden Sonne beleuchtet. Vorbei an grossartigen Wasserfällen und farbenprächtigen Blumenwiesen gelangten wir schlussendlich nach ca. 2 Stunden zur Hütte. Wir konnten unsere Betten beziehen, uns umziehen und einen Platz im gut gefüllten Aufenthaltsraum ergattern. Da es mittlerweile schon 21:00 Uhr war und die Nachtruhe mehr oder weniger offiziell um 22:00 Uhr begann, blieb gerade noch genügend Zeit um etwas zu essen und trinken. Draussen war unterdessen eine sternenklare Nacht angebrochen und wir genossen vor dem schlafen gehen ein paar Minuten die Mond beleuchtete Bergwelt.

Um 05:15 Uhr klingelten und vibrierten die ersten Natels und Wecker. Auch wir schälten uns um 05:30 Uhr aus unseren Schlafsäcken um kurze Zeit später ausgiebig zu frühstücken. Nach dem Zmorge hiess es dann den Rucksack umpacken. Alles, was nicht mit auf den Berg musste, konnte in Kisten deponiert werden. Um 06:30 Uhr trotteten auch wir los. Der erste Drittel des Aufstiegs war ähnlich wie der Weg hinauf in die Hütte: Steil, streng und immer mal wieder eine einfache Kletterpartie. Auf dem Gletscher angekommen wurden wir dann von Peter sicherheitshalber angeseilt. Es hat die Tage vorher fast 50cm Neuschnee gegeben, der über Nacht zwar gefroren war, aber auch die Gletscherspalten überdeckte. Das laufen auf dem Gletscher war mit Hilfe der Steigeisen überhaupt kein Problem, eher sehr angenehm. Die Steigung war auch sehr moderat, sodass wir die aufgehende und wärmende Sonne geniessen konnten. Als wir dann aus der „Gefahrenzone“ raus waren, konnten wir uns wieder „entseilen“.

Vor uns waren schon drei andere grosse Gruppen Richtung Schwandener Grat / Vrenelisgärtli unterwegs. Als wir den Grat erreichten, stauten sich die Gruppen noch immer an dem Punkt, wo man etwa 45m auf den Grat hinunter abgeseilt werden muss. Wir beschlossen daher unsere Route zu ändern und stattdessen den Ruchen zu besteigen. Unglücklich war darüber wohl niemand, hätte der Abstecher ins Gärtli unsere Tour locker um 2,5 Stunden verlängert – ohne Wartezeit am Grat, wohlgemerkt.

Aber auch der Abstecher auf den Ruchen hatte es in sich, galt es doch vom Grat aus erst mal ein kleines Felsband zu durchsteigen. Ziemlich gewöhnungsbedürftig mit Steigeisen an den Füssen! Als das dann alle geschafft haben, war der Gipfel nicht mehr weit und schon bald standen wir oben auf 2861m und konnten das 360°-Panorama geniessen. Peter erklärte uns praktisch jeden noch so kleinen Spitz, der da irgendwo aus dem Panorama herausragte. Natürlich durften der Gipfelwein und das Gipfelfoto nicht fehlen. Nachdem der „offizielle“ Teil auf dem Gipfel vorüber war, assen wir gemütlich Zmittag aus dem Rucksack.

Der Abstieg versprach dann wieder Action geladen zu werden, musste doch die ganze Kletterei rückwärts erfolgen… Aber auch das meisterten wir ohne grosse Probleme! Auf dem Gletscher angekommen merkten wir, dass die gefrorene Schneeschicht von heute morgen aufgetaut ist und man bei jedem Schritt bis zum Knöchel einsinkt. Waren wir froh, dass wir so früh aufgestanden sind, denn unter diesen Bedingungen wäre der Aufstieg 10x strenger gewesen!

Natürlich gönnten wir uns noch eine kurze Pause auf dem Gletscher um etwas zu trinken und die Sonne und die Aussicht zu geniessen. Dann war es aber langsam Zeit sich auf den Weg in die Hütte zu machen. Dort gönnten wir uns aber nochmals ein paar Minuten Zeit um etwas Kühles zu trinken und auch um den Resten des Zmittags zu essen. Frisch gestärkt und etwas ausgeruht nahmen wir dann die letzte Etappe in Angriff: Der Abstieg von der Hütte in die „Chäseren“. Nachdem wir ja schon 2000 Höhenmeter zurückgelegt hatten, waren die letzen 700m wohl die strengsten. Noch immer schien die Sonne, nein sie brannte richtiggehend in den Talkessel. Und der steile Weg ging langsam aber sicher in die Knie…

Wir waren alle froh und verschwitzt, als wir endlich in der „Chäseren“ angekommen sind. Dort erwartete uns Peter mit seiner Frau Susanne schon mit kühlen Getränken auf der Terrasse ihres „Häuschens“. Nachdem der Durst gelöscht war, chauffierte uns Peter wieder zum Parkplatz zurück, wo wir uns dann verabschiedeten. Auf dem Heimweg mussten wir noch schnell unsere Steigeisen in Glarus zurückbringen und dann freuten wir uns auf ein Baguette / Hamburger vom MacRoland in Kaltbrunn – die Zivilisation hat uns wieder!

Es war ein anstrengendes und schönes „Wochenende“ und ich möchte an dieser Stelle unserem Guide Peter Hess ganz herzlich für seine Gastfreundschaft, Hilfsbereitschaft und Geduld danken!

Martin